Weniger ist mehr - Wirkungsketten

Alle Produkte, die wir kaufen (oder geschenkt bekommen) stehen eine gewisse Zeit zu unserer Verfügung.  Eine kurze Zeit:  Eine Flasche Mineralwasser oder eine Tafel Schokolade. Eine längere Zeit: Ein Putzlappen, ein Paar Schuhe. Eine ganz lange Zeit: Ein Staubsauger, eine dicke Jacke.

All diese Dinge aber haben darüber hinaus schon eine Vergangenheit hinter sich und anschließend noch eine Zukunft vor sich. Damit wirken sie schon vor dem Gebrauch durch uns und ebenso auch nach dem Gebrauch durch uns auf verschiedene Weisen in die Welt hinein. Wir sprechen von „Wirkungsketten“. Diese sind nicht immer geradlinig, sondern können sich auf unterschiedliche Weise verzweigen.

Um zu entscheiden, ob unser Konsum nachhaltig ist – oder auf ökologischem bzw. sozialen Gebiet womöglich schädlich – ist es also wichtig, die Wirkungsketten der Konsumgüter zu betrachten.

Unsere Beeinflussung von Wasser, Boden, Luft und Klima wird umso größer sein, je mehr Menschen die Erde bevölkern.  Wären wir z.B. etwa nur eine Million, dann gäbe es keine Diskussion über die Schädlichkeit unseres Handelns – die Natur besäße dafür genügend Selbstheilungs-kräfte. Aber bei den tatsächlichen Zahlen sieht das anders aus – und da sind wir alle aufgerufen, verantwortungsbewusst zu handeln. Wer also oft nach Australien fliegt, um dort Kängurubraten zu verspeisen, der sollte einmal über Wirkungsketten nachdenken.

Für einen Einzelfall soll hier eine Wirkungskette grob nachgezeichnet werden. Sie läuft wie alle Wirkungsketten – wenn man sie von außen betrachtet – über die vier Bereiche:

A. Grundsubstanzgewinnung
B. Fertigung des Produktes
C. Ge- bzw. Ver-brauch
D. Entsorgung

Als Beispiel nehmen wir Lederstiefel.  Wir wollen die Wirkungskette nicht von außen betrachten, sondern uns als Mittelpunkt nehmen und Lebensweg der Stiefel zuerst nach rückwärts verfolgen und danach dann von uns aus in die Zukunft denken:

  1. Wir haben die Stiefel in einem nahe gelegenen Laden gekauft – so weit, so gut. Dorthin sind sie mit einem LKW transportiert worden. Dieser LKW verbrauchte Ressourcen für seine Herstellung (hier muss man sich die gesamte Autoindustrie vor Augen führen – das gibt eine weite Verzweigung unserer Wirkungskette) und dann verbrauchte er selbst für den Transport unserer Stiefel Treibstoff, den er in umweltschädliche Abgase verwandelte.
  2. Woher kam der LKW? Von der Schuhfabrik. Deren Bau verschlang wiederum Ressourcen (hier nicht zu vergessen der enorme Land-verbrauch für unsere Industrieanlagen, insgesamt wieder eine weite Verzweigung unserer Wirkungskette). Und bei die Herstellung der Stiefel benötigte man Energie für die Maschinen (Energieerzeugung: ein weites Feld!)  sowie Klebstoffe und anderes Material, das von der chemischen Industrie geliefert wurde (weitere Verzweigung!).
  3. Damit kommen wir zur Grundsubstanz – Leder.  Haben wir teure Stiefel gewählt, so darf man von europäischer Herkunft ausgehen mit halbwegs passabler Umweltbilanz – besonders wenn man den Vergleich mit billigen Stiefeln anstellt. Das für diese benutzte Leder stammt von Kühen und ähnlichen Tieren, die in Indien krank und hungrig ohne jegliche Tierschutzstandards leben und dann unter brutalen Bedingungen in angrenzende Länder gebracht werden. Dort werden sie ebenso brutal getötet. Ihre Haut wird abgezogen und gegerbt etc., d.h. mit chemischen Substanzen behandelt.  Die Menschen, die all dies tun, sind giftigen Dämpfen ausgeliefert, und die schädlichen Abwässer dieser Lederproduktion werden unbehandelt in die Flüsse geleitet.

Für den Transport dieses Rohmaterials gilt genauso Punkt 1 (s.o.).

  1. Nach der Rückverfolgung unseres Produktes kommen wir  - nachdem wir, im Mittelpunkt stehend, den Gebrauch hoffentlich möglichst lange durchgeführt haben  -  nun zur anderen Seite unseres Wirkungs-kettengeflechtes, also zur Zukunft. Hierüber wird allgemein mehr geredet als über die Produktentstehung, ich beschränke mich deshalb auf Stichpunkte:
    Verbrennung (Genügend Filter für die Abgase), Deponie (Abdichtungs-problem), Wiederverwertung (Energieverbrauch), Abschiebung in andere Kontinente (Zerstörung der dortigen Märkte und der Umwelt)   - 
    all das belastet auf irgendeine Weise die Umwelt.

Fazit des GanzenReduzieren Sie Ihren Konsum!
Denken Sie an die bekannten Zitate:
 „Weniger ist mehr!“    „Mehr sein als haben!“

Und dann diese nette Anekdote:
Sokrates
geht in Athen voll Staunen an den prächtigen
vollen Schaufenstern vorbei und ruft bewundernd:
Was gibt es doch alles, was ich nicht brauche!